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BDSM ist kein Freifahrtschein für Gewalt: Wo die Grenze zwischen Spiel und Missbrauch verläuft

  • Autorenbild: Kisa Thaleen
    Kisa Thaleen
  • 8. Mai
  • 2 Min. Lesezeit

In der öffentlichen Wahrnehmung – und leider manchmal auch innerhalb der Szene – wird BDSM bisweilen missverstanden. Immer wieder stoße ich auf die Annahme, BDSM sei im Grunde einfach nur „häusliche Gewalt mit Absprache“. Oder schlimmer noch: dass es keine echten Grenzen brauche, weil es „ja allen gefällt“.

Das ist gefährlich.

Denn es gibt einen ganz entscheidenden Unterschied zwischen einer BDSM-Dynamik und Missbrauch – und der heißt: Konsens.



Was BDSM ist – und was nicht


BDSM steht für Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism.Aber mehr noch als um Techniken oder Rollenbilder geht es um Einvernehmlichkeit, Respekt, Vertrauen – und um eine gemeinsame, bewusst gewählte Erfahrung.

Im BDSM gilt: Nichts geschieht ohne Zustimmung.

Das klingt selbstverständlich? Ist es leider nicht immer. Denn gerade in einer Welt, in der romantisierte Gewalt und toxische Beziehungsmuster oft unkommentiert stehen bleiben, verschwimmen die Linien schnell.


 

SSC – Safe, Sane, Consensual


Ein Grundpfeiler der BDSM-Kultur ist das Prinzip von SSC:

  • Safe (sicher): Risiken werden erkannt und minimiert. Alle Beteiligten wissen, was sie tun – oder lassen es, wenn nicht.

  • Sane (bei klarem Verstand): Entscheidungen werden bewusst und reflektiert getroffen. Nicht aus Angst, emotionaler Abhängigkeit oder Druck.

  • Consensual (einvernehmlich): Alles basiert auf freiwilliger, informierter Zustimmung. Kein „Du wolltest es doch“, kein Schweigen als Zustimmung. Sondern klare Kommunikation.



Wer diese Prinzipien nicht achtet, lebt nicht BDSM – sondern nutzt ein Etikett, um Übergriffe zu legitimieren!



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Häusliche Gewalt im BDSM-Gewand


Missbrauch kann sich als Dominanz tarnen.

Gaslighting kann als „Erziehung“ ausgegeben werden.

Grenzüberschreitungen können als „Kink“ beschönigt werden.

Das Problem ist: Gerade Submissive in BDSM-Dynamiken befinden sich oft in einer verletzlichen Position. Wenn Machtverhältnisse nicht achtsam reflektiert werden – oder gar absichtlich ausgenutzt –, kann sich emotionaler oder körperlicher Missbrauch sehr schnell einschleichen. Und oft fällt es Betroffenen schwer, ihn zu erkennen. Oder sich zu wehren.

Denn: Wenn du „Ja“ gesagt hast – darfst du dann noch „Nein“ sagen?


Die Antwort ist ganz klar: Ja. Jederzeit. Immer.



Ein paar klare Unterscheidungen:

BDSM

Häusliche Gewalt / Missbrauch

Klare, freiwillige Vereinbarungen

Manipulation, Druck, Schweigen als Zustimmung

Ständiges Einholen von Feedback

Ignorieren von „Nein“ oder Safewords

Nachsorge („Aftercare“) als Pflicht

Kein Interesse am emotionalen Zustand danach

Machtspiel in klaren Rollen

Machtmissbrauch im Alltag

Offene Kommunikation

Angst, Unsicherheit, Schuldgefühle


BDSM schützt nicht vor Missbrauch


Leider gibt es auch in der BDSM-Welt Täter:innen. Menschen, die den Deckmantel der Szene nutzen, um Macht auszunutzen – meist, weil sie wissen, dass Außenstehende sagen: „Na ja, die stehen ja auf sowas …“

Deshalb ist es umso wichtiger, aufzuklären.Nicht um BDSM zu verurteilen – im Gegenteil! Sondern um zu zeigen, wie verantwortungsvoll und achtsam gelebter BDSM aussehen kann – und sollte.

BDSM ist kein Freifahrtschein für Gewalt. Es ist kein Spielfeld für toxisches Verhalten. Es ist ein Raum für tiefe, respektvolle Verbindung – in dem Grenzen gelten, Konsens heilig ist und Verantwortung getragen wird.

Und wer das nicht versteht oder nicht leben will, hat in der BDSM-Szene nichts verloren.




Wenn du oder jemand, den du kennst, von häuslicher Gewalt betroffen ist, kannst du hier Hilfe finden:


 
 
 

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