Manchmal fängt alles mit einer kleinen Notiz an
- Kisa Thaleen

- 27. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Niemals hätte ich gedacht, dass ich es schaffen würde, innerhalb eines Jahres vier Bücher zu veröffentlichen. Die Idee zu „Above the Winter Skies“ habe ich so lange mit mir herumgetragen, bis ich 2023 schließlich begonnen habe, sie aufzuschreiben – zunächst auf einer Notizapp in meinem Handy, während ich im Vorraum der Musikschule auf den Beginn meiner Klavierstunden gewartet habe. Es war November. Vor den Fenstern fiel leiser Schnee, die Kälte der Welt traf auf die warme, dunkle Atmosphäre des alten Gebäudes. Diese Dark-Academia-Stimmung war wie ein Portal für mich. In diesen kleinen Momenten zwischen Musik und Stille konnte ich so tief in meine Geschichte eintauchen, dass die Notiz-App bald nicht mehr ausreichte. Was als flüchtiger Gedanke begann, wurde zu nächtelangen Schreibsessions am PC, fast tranceartig. Und dann kam der zweite Teil direkt hinterher.

Nun ist mein Baby also in die Welt hinausgetragen worden. Above the Winter Skies ist etwas ganz Besonderes für mich, weil es sich deutlich von meinen anderen Büchern unterscheidet. Im Gegensatz zu ihnen hat ATWS nicht viel Autobiografisches, zumindest nichts Weltliches. Aber es gibt einen emotionalen Kern, der sehr viel mit mir selbst zu tun hat. Ich glaube, in meinen Träumen habe ich schon immer in Araboth gelebt, auch wenn dieses Land bis dahin keinen richtigen Namen hatte.
ATWS ist in vielerlei Hinsicht eine absolute Premiere für mich. Zum ersten Mal habe ich eine Reihe geschrieben, zum ersten Mal eine Geschichte mit Fantasy-Part. Und es ist sehr viel düsterer geworden als meine anderen beiden Bücher, weshalb ich auch empfehlen würde, die Triggerliste durchzulesen, wenn man weiß, dass man auf manche Themen sensibel reagiert. Die Welt, die ich erschaffen habe, ist kein sicherer Ort. Sie ist rau, grausam und gefährlich.
Auch die Beziehung zwischen Lumi und Cass ist für mich zu einer Gratwanderung geworden. Obwohl sie von Respekt und Konsens geprägt ist, existiert in der Geschichte ein starkes Machtgefälle durch die gesellschaftliche Hierarchie. Und das wirft natürlich Fragen auf: Wie frei kann ein Ja in einer ungleichen Welt sein? Das hat mich beim Schreiben sehr beschäftigt. Ich habe versucht, das Ganze so sensibel und verantwortungsvoll wie möglich umzusetzen. Trotzdem gibt es Szenen, die für manche Leserinnen schwierig sein könnten (v. a. im zweiten Teil, der in Kürze erscheint).
Zum ersten Mal gibt es in einem meiner Bücher auch echte Antagonisten. Böse Charaktere, die schlimme Dinge tun. Und das wird nicht weichgezeichnet oder romantisiert. Ich wollte keine Geschichte erzählen, die das Böse verklärt, sondern eine, die zeigt, wie brutal Machtmissbrauch sein kann.
Trotz (oder vielleicht gerade wegen) dieser Schwere liegt mir die Geschichte unglaublich am Herzen. Auch wenn sie nichts mit meinem realen Leben zu tun hat, fühlt sie sich für mich oft näher an als meine anderen, realistischeren Werke. Vielleicht, weil so viel aus meiner eigenen Dunkelheit mit hineingeflossen ist, weil ich meine Wörter wirklich aufs (virtuelle) Papier geblutet habe, all meinen Schmerz, meine Angst, meine Sehnsüchte in dieses Buch gesteckt habe. Dinge, die ich nicht laut sagen konnte, sind zwischen den Zeilen gelandet. Gefühle, die ich lange verdrängt habe, sind in Araboth aufgetaucht.
Kurzum: Ich liebe diese Geschichte abgöttisch.
Und ich hoffe so sehr, dass sie Euch gefällt!
Danke an alle, die mich auf diesem Weg begleiten – egal ob ihr meine Bücher schon kennt oder vielleicht gerade erst darauf gestoßen seid.
(Triggerwarnungen findet ihr wie immer unter dem entsprechenden Reiter auf Website.)



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